Rückblick der Summer School 2021: Quo vadis Digitalisierungsforschung?
Die vielfältigen Auswirkungen des digitalen Strukturwandels in den Bereichen des Sozialen, der Kultur, der Politik, der Medizin und der Wirtschaft eröffnen ebenso große Möglichkeiten und Perspektiven wie Herausforderungen und Risiken. So führen etwa die zunehmende Relevanz von Daten, die Entstehung neuer digitaler Plattformen oder die technologischen Entwicklungen in Künstlicher Intelligenz und Robotik zu bislang noch nicht gelösten Fragen des Datenschutzes, der Datensicherheit, der Abhängigkeit von digitalen Macht- und Kontrollstrukturen oder der Cyber-Kriminalität. Dabei ist der digitale Wandel nicht allein als eine Frage technologischer Entwicklung, sondern stets auch als sozialer Wandel zu verstehen, in dessen Mittelpunkt Menschen stehen, deren Lebenswelten in zunehmendem Maße von den Chancen und Risiken der Digitalisierung beeinflusst werden.
Vor diesem Hintergrund widmete sich die interdisziplinäre Summer School „Quo vadis Digitalisierungsforschung?“ der Frage, wie eine Digitalisierungsforschung, die den Menschen und die sozialen Folgen der Digitalisierung ins Zentrum stellt, den digitalen Wandel der Gesellschaft gegenwärtig und zukünftig erforschen, kritisch begleiten und mitgestalten kann. Die Summer School wurde durch den Forschungsschwerpunkt NRW Digitale Gesellschaft und das Center for Advanced Internet Studies (CAIS) gemeinsam ausgerichtet. Eine Woche lang tauschten sich die insgesamt 19 teilnehmenden Nachwuchswissenschaftler:innen aus ganz Deutschland in einem hybriden Setting (Bonn/Bochum/virtuell) mit Expertinnen und Experten über aktuelle Entwicklungen in der Digitalisierungsforschung aus. Dabei ging es auch um die Frage nach dem jeweils eigenen Selbstverständnis als Digitalisierungsforscher:in. In Vorträgen und Workshops wurden aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen vermittelt und diskutiert. Im Fokus standen dabei die folgenden Themen:
1. Selbstverständnis und Aufgabe der Digitalisierungsforschung
Was sind die Aufgaben, Gegenstandsbereiche, Schwerpunkte und Ziele einer interdisziplinären Digitalisierungsforschung, bei der die Chancen und Herausforderungen für Menschen und Gesellschaft im Zentrum stehen? Welchen gesellschaftspolitischen Beitrag kann beziehungsweise sollte Digitalisierungsforschung leisten? Was hat sie bereits geleistet? Welche technischen und/oder gesellschaftlichen Entwicklungen werden sie in den nächsten Jahren möglicherweise besonders herausfordern?
2. Interdisziplinarität als Chance und Herausforderung
Was können die verschiedenen Disziplinen der Sozial-, Geistes- und Technikwissenschaften zu einer interdisziplinären Digitalisierungsforschung beitragen? Wie kann insbesondere der Dialog zwischen den Sozial- und Geisteswissenschaften einerseits und den Technikwissenschaften andererseits organisiert werden? Wodurch wird interdisziplinäre Digitalisierungsforschung mehr als die Summe ihrer disziplinären Einzelteile? In welchem – auch wissenschafts- und förderpolitischen – Verhältnis steht interdisziplinäre Digitalisierungsforschung zu anderen Disziplinen sowie Forschungsfeldern wie u.a. der sog. Data Science, der Sozioinformatik, den Computational Social Sciences, der Technikfolgenabschätzung oder den Digital Humanities?
3. Ethische Fragestellungen der Digitalen Transformation
Welche sind aktuell die drängendsten ethischen Fragestellungen der digitalen Transformation? Was leisten dabei Ansätze wie ELSA/ELSI (Ethical, Legal and Social Aspects/Implications Research), welche die gesellschaftlichen Folgen von Technologien interdisziplinär erforschen? Wie können ethische Herausforderungen in konkreten Anwendungsfällen bewältigt werden, beispielsweise durch die Algorithmenethik bei der Entwicklung und Implementation neuartiger KI-Anwendungen?