Digitalisierung nachhaltigen Verhaltens

Digitale Messung des Ressourcenverbrauchs: Teure Spielerei oder Weg zum Klimaschutz?
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Im Projekt werden die Potenziale zur Ressourcenschonung untersucht, die sich durch eine detaillierte Messung des Energie- und Wasserverbrauchs beim Duschen mittels Smart-Metern ergeben. Mittels Interventionen wird getestet, wie Smart-Meter-Daten genutzt werden können, um Verhaltensänderungen zu motivieren. Im Rahmen einer Wohlfahrtsanalyse werden zudem erstmals psychologische Kosten- und Nutzenfaktoren der Smart-Meter-Anwendungen berücksichtigt.

Durch die Erprobung verschiedener verhaltensökonomischer Interventionen, die auf Smart-Meter-Anwendungen für die Dusche basieren, können wir testen, wie Smart-Meter-Daten zur Motivation von Verhaltensänderungen genutzt werden können. Darüber hinaus führen wir eine Wohlfahrtsanalyse durch, mit der sich evaluieren lässt, welchen Wert die Anwender*innen diesen Interventionen beimessen.

Smart Meter für alle?

Die Europäische Union (EU) hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, Smart Meter in 80 % der Haushalte einzuführen. Die EU erwartet dabei bis 2020 die Installation von 200 Millionen Smart Metern für Strom und 45 Millionen für Gas, mit geschätzten Gesamtkosten von rund 45 Milliarden Euro. Angesichts der hohen Investitionskosten gibt es in den einzelnen Staaten erhebliche Meinungsverschiedenheiten darüber, ob die Vorteile dieser Smart-Meter-Technologien diese Kosten wirklich übersteigen.

Studien zur Evaluation von Smart Metern im Elektrizitätsbereich finden eher geringe Effekte von Smart-Meter-Anwendungen auf den Stromverbrauch, in Höhe von 3 bis 5 % Verbrauchsreduktion (McKerracher und Torriti 2013). Erste Studien zum Wasserverbrauch konnten allerdings durchschnittliche Effekte von über 20 % durch Smart-Meter-Anwendungen beim Duschen in der Schweiz und in Singapur nachweisen (Tiefenbeck et al., 2018 und 2019).

Da es sich beim Duschen um eine Tätigkeit mit sehr großem sowohl Energie- als auch Wasserverbrauch handelt, könnten durch einen erfolgreichen Einsatz von Smart Metern demnach substanziell Ressourcen eingespart werden. So werden in einem typischen Haushalt bei einer Dusche von unter 5 Minuten etwa 45 Liter warmes Wasser und damit etwa so viel Energie verbraucht, wie zwei Kühlschränke und die gesamte Beleuchtung eines durchschnittlichen Haushalts pro Tag benötigen (Tiefenbeck et al., 2018).

Verhaltensökonomik trifft Digitalisierung im Alltag

Wir werden eine Feldstudie durchführen, bei der 600 Haushalte Smart Meter für die Dusche erhalten. In Form eines randomisierten, kontrollierten Feldexperiments wird die Wirkung verschiedener Arten der Bereitstellung von Smart-Meter-Informationen für Verbraucher*innen auf den Ressourcenverbrauch evaluiert. Darüber hinaus wird eine Wohlfahrtsanalyse durchgeführt, um zu ermitteln, welchen Wert die Verbraucher*innen dieser Informationsbereitstellung beimessen.

Was wir daraus lernen können

Neben der Vertiefung des Wissens über die Einspareffekte, die mithilfe von Smart Metern erzielt werden können, gibt die Wohlfahrtsanalyse Aufschluss darüber, wie die Informationsbereitstellung von den Verbraucher*innen subjektiv bewertet wird. Sind sie froh darüber, mehr über ihr Verbrauchsverhalten zu erfahren, oder verdirbt es den Genuss am Duschen? Diese Frage ist von erheblicher Relevanz, um die Akzeptanz und das Potential der flächendeckenden Nutzung von Smart Metern und ähnlichen Technologien abzuschätzen.

„Der wachsende Bedarf an Energie und Wasser verursacht globale Umweltprobleme sowie soziale Spannungen und macht eine wirksame Politik zur Ressourcenschonung erforderlich. In diesem Projekt untersuchen wir, welche Potentiale zur Ressourcenschonung die digitale Messung des Verbrauchs im Haushalt mithilfe sogenannter Smart Meter (intelligente Stromzähler) eröffnet.“

Dr. Mark A. Andor
Projektleiter

Nachhaltigkeit: Digitalisierung nachhaltigen Verhaltens

Projektbeginn: 01.01.2020

Forschungspartner: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Pressemitteilung: „Nachhaltigkeit: Smarte Duschköpfe können Wasserverbrauch erheblich senken“

Literatur

McKerracher, C., & Torriti, J. (2013). Energy consumption feedback in perspective: Integrating Australian data to meta-analyses on in-home displays. Energy Efficiency, 6(2), 387-405.

Tiefenbeck, V., Götte, L., Degen, K., Tasic, V., Fleisch, E., Lalive, R., & Staake, T. (2018). Overcoming salience bias: How real-time feedback fosters resource conservation. Management Science, 64(3), 1458-1476.

Tiefenbeck, V., Wörner, A., Schöb, S., Fleisch, E., & Staake, T. (2019). Real-time feedback promotes energy conservation in the absence of volunteer selection bias and monetary incentives. Nature Energy, 4(1), 35.

Beteiligte Forscher:innen