Vor diesem Hintergrund haben Prof. Dr. Hendrik Heuer vom Center for Advanced Internet Studies (CAIS) und Elena L. Glassman von der Harvard University untersucht, wie Bürger:innen die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenwebseiten effektiv beurteilen können. Basierend auf Beobachtungen von 20 Expert:innen aus Politik und Journalismus und 23 Nutzer:innen wurden elf Kriterien identifiziert, mit denen zuverlässige von unzuverlässigen Nachrichtenseiten unterschieden werden können. Die sechs folgenden Kriterien sind besonders wichtig, da sie weniger gut manipuliert werden können.
Folgende Fragen können sich Bürger:innen stellen, wenn sie unsicher sind:
1. Inhalte: Verbreitet eine Webseite Inhalte, die bekanntermaßen problematisch sind, z.B. rechtsextreme Verschwörungstheorien? Stellt eine Webseite nur eine Seite eines Themas dar?
2. Politische Positionierung: Hebt eine Webseite nur bestimmte politische Akteure oder Ideen hervor? Wer teilt die Inhalte der Webseite in den Sozialen Medien? Dies liegt außerhalb der Kontrolle einer Webseite und ist schwierig zu verfälschen.
3. Autor:innen: Wer sind die Autor:innen der Nachrichtenwebseite? Kann durch Suchmaschinen überprüft werden, ob Autor:innen existieren und für die journalistische Arbeit qualifiziert sind? Stimmen die Inhalte und die Meinungen auf einer Webseite mit der früheren Arbeit eines Autors oder einer Autorin überein?
4. Professionelle Standards: Trennt eine Webseite klar zwischen Meinungen und Fakten? Werden verschiedene Seiten einer Geschichte präsentiert? Dazu kann man sich zum Beispiel an einem Thema orientieren, mit dem man vertraut ist.
5. Quellenangaben: Liefert eine Webseite Quellenangaben? Werden Quellen richtig wiedergegeben? Dies kann leicht anhand von Statistiken überprüft werden.
6. Ruf und Reputation: Wie beurteilen Dritte, z.B. zuverlässige Zeitungen, eine Quelle? Die Einschätzungen von Dritten sind schwer zu manipulieren und deshalb sehr aufschlussreich.
Prof. Heuer forscht aktuell daran, wie diese belastbaren Kriterien genutzt werden können. Ein technischer Lösungsweg ist ein Browser-Plugin, das helfen soll bei der Entscheidung, ob eine Webseite vertrauenswürdig ist. Diese Arbeit ist Teil des neuen CAIS-Forschungsprogramms „Design vertrauenswürdiger Künstlicher Intelligenz“. Das Forschungsprogramm entwickelt Prinzipien für den Einsatz vertrauenswürdiger KI entwickeln und in praktischen Anwendungen erproben – ein Schritt in Richtung Bekämpfung von Desinformation durch innovative Technologien.
Hier finden Sie alle Informationen zum Forschungsprogramm.
Weitere Informationen, u.a. anderem wie die Browser-Plugins eingesetzt werden, finden sich in der Podcastfolge „Fakten oder Fakes: Wie erkenne ich vertrauenswürdige Inhalte auf Nachrichtenseiten?“.
Zur Studie: Heuer, H., & Glassman, E. L. (2024). Reliability Criteria for News Websites. ACM Transactions on Computer-Human Interaction, 31(2), 1–33. https://dl.acm.org/doi/10.1145/3635147
Über das CAIS
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum seit April 2021 langfristig als zentrales Institut für Digitalisierungsforschung. Durch evidenzbasierte Lösungsvorschläge trägt das CAIS zur Gestaltung des digitalen Wandels im Interesse der Menschen bei. Gegründet wurde das CAIS als Wissenschaftskolleg Anfang 2017 und vergibt seitdem Fellowships an nationale und internationale Gastwissenschaftler:innen im Bereich der Digitalisierungsforschung. Geforscht wird am CAIS in den Forschungsprogrammen „Digitale demokratische Innovationen“ und „Bildungstechnologien und Künstliche Intelligenz“. Im April 2024 hat das dritte Forschungsprogramm „Design vertrauenswürdiger Künstlicher Intelligenz“ mit der Arbeit begonnen. Die Forschungsprogramme verzahnen die Fächerwelten von Sozial- und Geisteswissenschaften bis zur Informatik und erproben Forschungsergebnisse in der Praxis. Weitere Informationen zum CAIS unter: www.cais-research.de