Das kumulative Dissertationsprojekt befasst sich mit Fragestellungen wie (deutsche) Politik bisher auf die zunehmende Verbreitung von KI-Technologien reagiert hat. Da in den Jahren 2017 und 2018 international ein Trend zu nationalen KI-Politikinitiativen zu beobachten war, hat auch Deutschland die Gelegenheit genutzt, das Thema KI auf seine Agenda zu setzen. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene wurden mehrere Initiativen installiert, die von Strategien über zeitlich befristete Gremien bis hin zu neuen Aufgabenbereichen in Ministerien reichen. Vor diesem Hintergrund fragt das Dissertationsprojekt in einem ersten Beitrag, ob es bereits ein eigenständiges KI-Politikfeld gibt. Diese Perspektive erscheint aus zwei Gründen vielversprechend: Erstens wird der Entstehung neuer Politikfelder auf theoretischer Ebene wenig Aufmerksamkeit geschenkt, während das Politikfeld als Kategorie eine selbstverständliche Rolle in der Politikanalyse spielt. Zweitens wird das Politikfeld der digitalen Politik und seine Konstitution bereits kontrovers diskutiert. Anhand der Analyse von Experteninterviews und Politikdokumenten wird gezeigt, wie sich ein eigenes Segment innerhalb des Politikfeldes der digitalen Politik herausgebildet hat und wie technologischer Wandel und Wandel des Politikfeldes im deutschen Fall Hand in Hand gehen.
Ein zweiter Beitrag untersucht einen spezifischen Akteur in der neu entstehenden KI-Politiklandschaft: Anhand der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“, die in der letzten Legislaturperiode im Bundestag eingesetzt wurde, beleuchtet der Beitrag den Einfluss der Kommission, KI auf die parlamentarische Agenda zu setzen, und die Bedeutung von Strukturen in Parlamenten, um neue Technologien als bewegliche Ziele zu diskutieren und zu bearbeiten. Es trägt auch zum Verständnis des Bedarfs an Fachwissen für Parlamentarier bei, um politische Positionen zu definieren und die spezifischen politischen Herausforderungen zu verstehen, die sich durch die zunehmende Bedeutung von KI-Technologien ergeben.
Das Dissertationsprojekt wird von Prof. Dr. Christoph Bieber an der Universität Duisburg-Essen betreut.